Wenn Unternehmer sich mit der Frage beschäftigen, welchen Wert ihr Betrieb am Markt haben könnte – etwa im Zuge einer Nachfolge, eines Verkaufs oder zur strategischen Ausrichtung –, hilft eine praxisnahe Bewertungsmethode als Ausgangspunkt: die Faustformel zur Ermittlung des Unternehmenswerts. Sie basiert auf der nachhaltigen Ertragskraft des Unternehmens und ist in wenigen Schritten nachvollziehbar.
Die Grundformel
Zur Abschätzung des Unternehmenswerts dient folgende Rechenweise:
Durchschnittlicher EBIT der letzten drei Jahre × branchenüblicher Multiplikator – offene Verbindlichkeiten
Diese Formel liefert einen realistischen Näherungswert und ist besonders geeignet für inhabergeführte Unternehmen, Start-ups sowie kleine und mittlere Betriebe (KMU).
Die Bestandteile im Überblick
- EBIT als Basiswert
Der sogenannte EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) beschreibt das operative Ergebnis vor Abzug von Zinsen und Steuern. Er macht die tatsächliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sichtbar – unabhängig davon, wie ein Unternehmen finanziert ist oder wie hoch die Steuerlast ausfällt. Um temporäre Schwankungen zu nivellieren, wird der Mittelwert über drei Geschäftsjahre herangezogen. Dies erhöht die Aussagekraft und Stabilität der Berechnung. - Branchenspezifischer Multiplikator
Der Multiplikator (auch Multiple genannt) ist eine marktbezogene Kennziffer, die angibt, mit welchem Faktor der EBIT bewertet wird. Dieser Wert variiert je nach Branche und Geschäftsmodell. In traditionellen Bereichen wie dem Handwerk oder Einzelhandel liegt er häufig im unteren Bereich (3,5–4,5), während technologieorientierte, wachstumsstarke Sektoren höhere Werte (bis zu 7 oder mehr) erzielen können. Der Multiplikator spiegelt somit sowohl das Marktumfeld als auch das Risiko-Rendite-Verhältnis wider. - Abzug der Fremdkapitalpositionen
Zum Schluss werden die noch bestehenden Schulden bzw. sonstige finanziellen Verpflichtungen vom errechneten Wert abgezogen. Dazu zählen Bankdarlehen, Lieferantenverbindlichkeiten oder andere Rückstellungen. Der so ermittelte Betrag stellt den Netto-Unternehmenswert dar – also den Betrag, der potenziell bei einem Verkauf erzielt werden könnte.
Beispielhafte Anwendung
Ein mittelständisches Dienstleistungsunternehmen hat in den vergangenen drei Jahren folgende operative Ergebnisse erzielt:
- Jahr 1: 240.000 €
- Jahr 2: 290.000 €
- Jahr 3: 270.000 €
Der Durchschnitt beträgt somit 266.667 €. Für die Branche wird ein Multiplikator von 5,5 angesetzt. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich aktuell auf 120.000 €.
Berechnung: 266.667 € × 5,5 = 1.466.668 €
Abzüglich Schulden: 1.466.668 € – 120.000 € = 1.346.668 €
Der geschätzte Wert des Unternehmens liegt also bei 1.346.668 €.
In welchen Fällen diese Methode hilfreich ist
Diese vereinfachte Form der Unternehmensbewertung ist besonders nützlich:
- zur Vorbereitung auf Verkaufsgespräche
- für Gespräche mit Banken oder Investoren
- bei internen Umstrukturierungen
- als Grundlage für strategische Entscheidungen
Sie bietet eine solide Ausgangsbasis, ersetzt jedoch keine detaillierte Analyse durch unabhängige Gutachter oder Fachberater, insbesondere wenn rechtliche, steuerliche oder internationale Aspekte berücksichtigt werden müssen.