Quotenvermächtnis – was bedeutet das?
In einem Testament kann eine Person festlegen, dass bestimmte Menschen etwas aus ihrem Vermögen erhalten sollen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird jemand als Erbe eingesetzt oder erhält durch ein sogenanntes Vermächtnis eine Zuwendung, ohne direkt Teil der Erbfolge zu sein.
Ein solches Vermächtnis kann aus ganz unterschiedlichen Dingen bestehen – von Gegenständen bis hin zu Geldbeträgen. Beim Quotenvermächtnis jedoch wird keine konkrete Sache vermacht, sondern ein prozentualer Anteil an einem Vermögensbestand. Diese Quote kann sich entweder auf den gesamten Nachlass oder auf bestimmte Teile, wie etwa das Kapitalvermögen, beziehen.
Wie funktioniert ein Quotenvermächtnis?
Wird zum Beispiel festgehalten, dass eine Person 10 % des Vermögens erhalten soll, ergibt sich daraus ein Anspruch auf diesen Anteil – unabhängig vom konkreten Umfang der Erbschaft. Die Erben sind verpflichtet, diese Quote entsprechend auszuzahlen oder zu übertragen.
Das kann sich auf das Gesamtvermögen beziehen oder nur auf einzelne Bereiche, etwa Bargeld, Bankguthaben oder Wertpapiere. Solche Festlegungen ermöglichen eine flexible und gerechte Aufteilung, besonders wenn der genaue Nachlassumfang zum Zeitpunkt der Testamentserstellung noch nicht bekannt ist.
Warum ist diese Form sinnvoll?
Der größte Vorteil liegt darin, dass sich der Wert der Zuwendung automatisch an den tatsächlichen Verhältnissen zum Todeszeitpunkt orientiert. Steigt das Vermögen im Laufe der Zeit, erhöht sich entsprechend auch der Betrag, der dem Bedachten zusteht. Sinkt es, verringert sich sein Anspruch im gleichen Maß.
Diese Dynamik macht das Quotenvermächtnis besonders geeignet für Situationen, in denen finanzielle Entwicklungen schwer vorhersehbar sind. Es sorgt dafür, dass die Zuwendung im Verhältnis zum Gesamtvermögen immer angemessen bleibt.
Was gilt bei offenen Forderungen?
Ein häufiger Streitpunkt ist die Frage, ob die Quote vor oder nach dem Abzug von Nachlassverbindlichkeiten zu berechnen ist. Dazu zählen etwa Darlehen, Steuerschulden oder sonstige Verpflichtungen des Verstorbenen.
Wird im Testament dazu keine klare Regelung getroffen, muss im Einzelfall entschieden werden, was der Verstorbene beabsichtigt hat. Um Unklarheiten zu vermeiden, sollte genau festgelegt werden, ob sich die prozentuale Zuwendung auf das gesamte Vermögen oder nur auf das verbleibende Nettovermögen bezieht.